Die wichtigsten frühkindlichen Reflexe und Haltungsreaktionen
Für die gesunde Entwicklung von Kindern halte ich folgende kindlichen Reflexe und Haltungsreaktionen für besonders wichtig:
- Moro-Reflex
- Spinaler Galant Reflex
- Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex (ATNR)
- Landau-Reflex
- Tonischer Labyrinth Reflex (TLR)
- Symmetrischer Tonischer Nackenreflex
- Hand- Saug- und Suchreflex
Wer profitiert von der Reflexintegration?
Frühkindliche Reflexe beeinflussen die Entwicklung von Bewegung, Wahrnehmung, Emotionen und Verhalten.
Bleiben sie aktiv, können sie das Leben – oft unbemerkt – bis ins Schulalter oder Erwachsenenleben hinein beeinträchtigen.
Die Reflexintegration kann helfen bei:
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Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten
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Unruhe, Zappeligkeit oder Sitzproblemen
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motorischen Auffälligkeiten & Koordinationsproblemen
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Sprach- und Schreibproblemen
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Überempfindlichkeit auf Geräusche, Berührungen oder Kleidung
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Einnässen (tags oder nachts)
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Ängsten, Unsicherheit oder geringem Selbstwertgefühl
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Schlafproblemen oder ständiger Erschöpfung
Zielgruppen:
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Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, Schulproblemen oder Verhaltensauffälligkeiten
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Jugendliche mit Stress, Unruhe oder Prüfungsängsten
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Erwachsene, die trotz Therapie oder Training das Gefühl haben, "festzustecken"
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Menschen mit AD(H)S, Hochsensibilität, Geburtstraumata oder neurologischen Besonderheiten
Moro Reflex
Der Moro-Reflex ist ein frühkindlicher Überlebensreflex, der bereits vor der Geburt entsteht. Er sorgt beim Baby für automatische Schreckreaktionen – z. B. bei plötzlichen Geräuschen, Licht oder Bewegungen.
Normalerweise wird dieser Reflex im ersten Lebensjahr vollständig integriert. Bleibt er jedoch aktiv, kann das Nervensystem dauerhaft in „Alarmbereitschaft“ bleiben – mit spürbaren Folgen im Alltag.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem Moro-Reflex
Ein nicht integrierter Moro-Reflex zeigt sich oft in Form von:
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hoher Reizempfindlichkeit (Lärm, Licht, Berührung)
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starker Schreckhaftigkeit & Ängsten
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Konzentrations- und Lernproblemen
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Schlafstörungen & innerer Unruhe
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Stimmungsschwankungen & Stressanfälligkeit
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motorischer Unruhe oder Ungeschicklichkeit
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geringem Selbstwertgefühl & sozialem Rückzug
Diese Reaktionen sind keine „Charakterschwächen“, sondern oft neurologisch bedingt – und können sich durch gezielte Integration deutlich verbessern.
🎯 Wie hilft die Moro-Reflex-Integration?
Mögliche positive Veränderungen:
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mehr innere Ruhe & Gelassenheit
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bessere Konzentration & Lernfähigkeit
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erholsamer Schlaf
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mehr emotionale Stabilität
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sicherere Bewegungen & Koordination
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stärkeres Selbstvertrauen
Spinaler Galant Reflex
Der Spinale Galant-Reflex entsteht bereits im Mutterleib und spielt eine wichtige Rolle bei der Geburt.
Bleibt er jedoch aktiv, kann er das Nervensystem dauerhaft reizen – mit spürbaren Auswirkungen im Alltag.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem Spinalem Galant-Reflex
Ein nicht integrierter Spinaler Galant-Reflex zeigt sich häufig durch:
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ständige Unruhe beim Sitzen oder Liegen
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Überempfindlichkeit im unteren Rücken (z. B. beim Anlehnen, durch Kleidung)
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nächtliches oder tagsüber ungewolltes Einnässen
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Ablenkbarkeit durch kleinste Berührungen
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Zappeligkeit, „nicht stillhalten können“
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Verspannungen im Beckenbereich oder Haltungsprobleme
Diese Symptome können sich im Alltag, in der Schule oder im Beruf deutlich bemerkbar machen – oft ohne, dass die Ursache erkannt wird.
🎯 Wie hilft die Spinalen Galant Integration im Alltag?
Mögliche positive Veränderungen:
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mehr Körperspannung & Sitzruhe
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besserer Schlaf ohne ständiges Wälzen
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weniger Einnässen bei Kindern
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mehr Konzentration & Fokus
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freier Bewegungsfluss in Hüfte und Rücken
Asymmetrischer Tonischer Nacken Reflex
Der ATNR ist ein frühkindlicher Bewegungsreflex, der bereits im Mutterleib aktiv ist. Er sorgt dafür, dass sich der Körper beim Drehen des Kopfes automatisch in eine "Fechterstellung" bringt. Bleibt dieser Reflex aktiv, kann er das Zusammenspiel von Auge, Hand und Körper stören – besonders beim Schreiben, Lesen und bei feinmotorischen Aufgaben.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem ATNR
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Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben (Augen folgen der Handbewegung nicht gut)
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Verkrampfte Stifthaltung, unklare Rechts-Links-Koordination
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Hand-Auge-Koordination ist gestört
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Probleme bei freier Kopfbewegung ohne automatische Körperreaktionen
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Schwierigkeiten beim Überkreuzen der Körpermitte (z. B. beim Anziehen, Schreiben, Turnen)
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Konzentrationsprobleme bei Aufgaben mit Blick- oder Körperkoordination
🎯 Wie hilft die Integration des ATNR im Alltag?
Mögliche positive Veränderungen:
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Flüssigeres Lesen & Schreiben
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Bessere Stifthaltung und Koordination der Hand
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Mehr Körpermitte-Kontrolle und besseres Gleichgewicht
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Entspanntere Bewegungs- und Blicksteuerung
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Weniger Frustration bei schulischen Tätigkeiten
Landau Reflex
Der Landau-Reflex entwickelt sich etwa ab dem 3. Lebensmonat und ist für die Aufrichtung und Muskelspannung wichtig. Wenn er nicht vollständig integriert wird, zeigt sich das oft in Haltungsschwäche, Koordinations-problemen und geringer Körperspannung – besonders beim Sitzen oder Bewegen.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem Landau-Reflex
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Schwache Rumpf- und Nackenmuskulatur
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Schwierigkeiten mit Haltung, z. B. Rundrücken oder schnelle Ermüdung beim Sitzen
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Koordinationsprobleme (besonders zwischen Ober- und Unterkörper)
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Häufiges Hinlegen auf den Tisch, schlechte Körperspannung
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Probleme mit Gleichgewicht und Bewegungsplanung
🎯 Wie hilft die Integration im Alltag?
Möglich positive Veränderungen:
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Aufrechtere, stabilere Haltung beim Sitzen und Gehen
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Bessere Bewegungskoordination
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Mehr Körperspannung & Ausdauer
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Weniger Ermüdung bei Aufgaben am Tisch
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Sichereres, bewussteres Körpergefühl
Tonischer Labyrinth Reflex
Der TLR beeinflusst die gesamte Muskelspannung in Verbindung mit der Kopfhaltung. Ist er nicht integriert, kann das zu Gleichgewichtsproblemen, unkoordinierten Bewegungen und Haltungsschwierigkeiten führen – was den Alltag und die Bewegungsfreiheit erheblich einschränken kann.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem TLR
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Unkontrollierte Muskelspannung: zu steif oder zu schlaff
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Schwierigkeiten mit Gleichgewicht, Aufrichtung und Haltung
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Unkoordinierte Bewegungen bei Kopfneigung (z. B. nach vorne beugen)
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Körperliche Überforderung bei Sport oder längerem Sitzen
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Probleme bei der Raumwahrnehmung
🎯 Wie hilft die Integration im Alltag?
Möglich positive Veränderungen:
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Gleichmäßige Muskelspannung & Haltung
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Mehr Gleichgewicht & Bewegungsfreude
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Leichteres Sitzen, Turnen, Schreiben, Spielen
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Besseres Körperbewusstsein und Orientierung im Raum
Symmetrischer Tonischer Nacken Reflex
Der STNR ist ein Übergangsreflex, der etwa ab dem 6.–9. Lebensmonat erscheint. Er unterstützt das Krabbeln und bereitet den Körper auf das Sitzen und Aufrichten vor.
Ist er noch aktiv, kann es zu Problemen mit der Körperkoordination und Haltung kommen – besonders beim Sitzen oder bei Aktivitäten, die Ober- und Unterkörper gleichzeitig fordern.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem STNR
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Sitzhaltung instabil, oft zusammensacken oder aufstützen
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Schwierigkeiten beim Übergang vom Krabbeln zum Sitzen/Stehen
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Probleme bei Körperkoordination (z. B. Schwimmen, Klettern, Ballspielen)
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Verwechselung von oben/unten oder vorne/hinten
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Konzentrationsprobleme bei Aufgaben mit Blickwechsel
🎯 Wie hilft die Integration im Alltag?
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Aufrechteres, entspannteres Sitzen
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Mehr Koordination beim Bewegen und Sport
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Bessere Trennung von Ober- und Unterkörper
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Klareres Körperbewusstsein & Orientierung
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Weniger Ablenkung durch Körperspannung
Frühkindliche Greif- und Mund Reflexe
Diese Reflexe gehören zu den frühesten Überlebens- und Bindungsreflexen. Sie steuern das Greifen, Suchen nach der Brust und Saugen.
Bleiben sie aktiv, zeigen sich im Alltag oft Symptome wie verkrampfte Hände, ständiges Kauen auf Gegenständen, Überempfindlichkeit im Mundbereich oder sprachliche Auffälligkeiten.
🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem Handgreifreflex
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Verkrampfte Handmuskulatur
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Probleme bei Feinmotorik, z. B. beim Schreiben, Basteln, Knöpfen
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Unbewusstes Festklammern oder Zupacken
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Schwierigkeiten beim Loslassen – im wörtlichen und übertragenen Sinn
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Überempfindlichkeit in der Handfläche
🎯 Wie hilft die Integration im Alltag?
Möglich positive Veränderungen:
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Bessere Feinmotorik & Schreibfähigkeit
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Mehr Lockerheit & Koordination in der Hand
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Leichteres Greifen und Loslassen
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Entspannteres kreatives Arbeiten & Spielen
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🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem Suchreflex
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Unbewusste Mundbewegungen beim Schreiben oder Denken
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Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit und visueller Fixierung
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Gesichts- und Mundempfindlichkeit (z. B. beim Friseur, Zähneputzen)
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Probleme mit Abgrenzung & Reizverarbeitung im Gesicht
🎯 Wie hilft die Integration im Alltag?
Möglich positive Veränderungen:
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Mehr Ruhe im Gesichtsbereich
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Weniger automatische Reaktionen beim Denken/Schreiben
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Erleichterung bei Pflege, Essen und Berührung
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Stärkere visuelle Fokussierung und Aufmerksamkeit
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🚦 Typische Herausforderungen bei aktivem Saugreflex
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Ständige Mundaktivität (z. B. auf Stiften kauen, Nägelkauen, Lippenbeißen)
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Sprachentwicklungsverzögerung oder Artikulationsprobleme
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Überempfindlichkeit im Mundraum (z. B. bei Zahnarzt oder Essen)
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Probleme beim Schlucken, Kauen oder Sprechen
🎯 Wie hilft die Integration im Alltag?
Möglich positive Veränderungen:
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Mehr Mundruhe und bessere Konzentration
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Leichteres Sprechen, Schlucken, Essen
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Weniger orale Kompensation (z. B. Stiftkauen)
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Verbesserte Sprachentwicklung und Artikulation
Was können Eltern tun?
Wenn Sie als Eltern oder Betreuer vermuten, dass bei Ihrem Kind frühkindliche Reflexe nicht richtig integriert sind, empfehle ich die
Kontaktaufnahme mit der Praxis Blühende Wege - Raum zum Wachsen.